Die Graureiher wurden früher bejagt und hiessen damals Fischreiher, heute sind sie politisch korrekter als unscheinbar «grau» benannt. Reiher sind mit den Pelikanen ganz fern verwandt. Aber sicher nicht deshalb sind sie Zollibesucher im Gehege der Pelikane. Dort gibt’s immer Fische zum fressen. Damit ist auch gesagt, wovon sie am Rhein leben. Sie sitzen am Ufer oder stehen im seichten Wasser und warten bis ihnen ein kleiner Fisch oder ein anderes Wirbeltier vor den Schnabel schwimmt.
Diese grossen Vögel sind einfach zu bestimmen. Niemand sitzt so ruhig auf Stelzenbeinen am Rheinufer. Mit den Störchen kann man sie nicht verwechseln. Reiher ziehen oft den Kopf ein, im Flug ist das das übliche Verhalten. Darin unterscheiden sie sich von den Störchen, die immer mit langgestrecktem Hals fliegen.
Fotos: Georges Preiswerk
Die Bachstelzen sind kleine, lebhafte Vögel (Länge unter 20 cm). Sie stelzen, d. h. laufen umher (sie hüpfen nicht wie die Spatzen!), bewegen zu den Schritten den Kopf und Wippen mit dem langen Schwanz auf und ab. Dank dieser Bewegungen sind sie unverkennbare Rheinufervögel. Das Futter (Insekten, kleine Krebstiere u. Ä.) suchen sie zwischen Steinen am Ufer oder vom Ufer aus im schnabeltiefen Wasser, ins Wasser stelzen sie dazu kaum.
Bachstelzen brüten abgeschirmt in bodennahen Nischen oder Halbhöhlen. Das kann im Gebälk eines Fischergalgens sein, auf einem flachen Teil des Metallträgers eines Rheinbadhäuschens oder auch in einem dortigen Blumenkistchen. Bei der Wahl der Brutorte bleiben die Bachstelzen in ihrer Alltagsumgebung. Ganz anders brüten die Graureiher oft weit weg ihrer normalen Umgebung in Kolonien auf hohen Bäumen. Eine solche Kolonie findet sich in der Petite Camargue Alsacienne.
Kormorane und Gänsesäger sind Zuwanderer im Rhein zu Basel. Beide Arten waren früher mehr Wintergäste, nun sind sie auch Ganzjahresvögel. Beide profitieren von der besseren Fischfauna im Fluss und sind somit Kulturfolger, wenn die Kanalisation und die Kläranlagen zur materiellen Kultur gerechnet werden, was berechtigt ist. Ihre Brutbestände steigen an. Ihre Nahrung besteht nur aus Fischen. Kormorane jagen mehr einzeln, Gänsesäger im Verbund (Paare, Familie).
Kormoranen begegnen wir oft beim Schwimmen im Rhein. Die grossen schwarzen Vögel verschwinden plötzlich unter Wasser und kommen woanders wieder zum Vorschein. Das tun sie beileibe nicht aus Angst vor uns, sie sind auf Fischfang. Seltener sehen wir sie nach etwa einer Minute mit einem kleinen Fisch im Schnabel auftauchen. Wie im Bld ersichtlich ist, fangen sie manchmal einen zu grossen Fisch.
Kormorane sind Vögel mit Tiefgang: Sie liegen im Vergleich zu Enten sehr tief im Wasser, vom Körper ist kaum mehr als der Rücken sichtbar. Ihr Gefieder ist für die Tauchgänge so eingerichtet, dass zwischen den Federn das Wasser die Luftblasen verdrängen kann und so ihr spezifisches Gewicht unter Wasser steigt. Wenn sie das Gefieder abtropfen oder trocknen wollen, so tun sie dies mit weit ausgebreiteten Flügeln. Ausgeruht wird mit Vorliebe auf Pfosten und Steinen am Ufer.
Die Gänsesäger sind wohl Entenvögel, unterscheiden sich aber von anderen Enten durch den roten, langen, schmalen und gesägten Hakenschnabel sowie die elegante Figur. Sie sind auch deutlich grösser als unsere Stockenten. Das Familienleben ist rührend anzuschauen. Küken schwimmen auf dem Muttertier huckepack mit. Die Alt- und Jungvögel schwimmen gemeinsam am Ufer flussaufwärts. Wenn sie einen Fischschwarm entdecken, tauchen alle fast gleichzeitig ab. Das Wasser wird eine Minute lang still und plötzlich taucht ein Vogel nach dem andern wieder auf, mit oder ohne Fisch. Unter Wasser sind sie wendig, fast wie Fische. Dies konnten wir im glasklaren Wasser des Lago di Poschiavo beobachteten wie ein Gänsesäger unter Wasser auf der Fischjagd eine Kreisbahn von etwa einem Meter Durchmesser zog.
Bei diesem schönen Männchen im Prachtkleid ist im vergrösserten Bild links der gesägte Schnabel erkennbar. Von dieser Schnabelsäge kommt der Name der Gattung der Säger.
Die Weibchen sind eher unscheinbar, glänzen aber mit der Frisur: eine nach hinten gerichtet Haube charakterisiert sie.