Aktuelle Ausstellungen:
Der Rhein in Museen

Der Rhein aktuell in drei Museen

Drei Museen zeigen zur Zeit Sonderausstellungen, die für die Schwimmer:innen bereichernd sind: Der Fluss selbst, genauer die Flussgeräusche, sind als Kunstobjekt im Tinguely Museum anzuhören, Weidlinge sind im Basler Hafenmuseum Thema und umfassend ist die Rhein-Ausstellung im Drei Länder Museum, Lörrach. Dieses Museum bietet einen Überblick zum Oberrhein, seiner Geschichte und seiner Bedeutung für das Leben und die Kultur der Menschen. 

1. Museum Tinguely: À bruit secret, bis 14. Mai 2023

Wer von uns Schwimmenden hat nicht schon der Geräuschkulisse über und unter dem Wasser gelauscht? Besonders schön ist die Stille an ruhigen Sonntagmorgen, begleitet vom Plätschern am Ufer; interessant sind die Unterwassergeräusche: vom ruhigen Kieselgeklimper am Boden bis zum lauten Motorenlärm der Grossschiffe, vom Partyschiff der BPG ganz zu schweigen. Als Menschen erleben wir multisensorischen: die wärmenden Sonnenstrahlen, das kühlende Wasser; den lauen Wind und die uns umgreifende Strömung; die vielen Geräusche um, über, im Fluss; die an- und abschwellenden Vibrationen der Schiffsmotoren sowie der Gestank ihrer Abgase. 

Einleitend zur Ausstellung À bruit secret. Das Hören in der Kunst im Museum Tinguely lässt die Klangkünstlerin Christina Kubisch im galerieartigen Gang «Rheinpromenade» die Rheingeräusche in ihrer Kunstinstallation Il reno (2023) ertönen. Diese Ausstellung ist die vierte in einer Reihe von fünf Themenausstellungen, die sich auf experimentelle Art und Weise in die Welt der menschlichen Sinne begibt. Sie setzt unseren auditiven Sinn ins Zentrum. Sie eröffnet dabei auch akustische Bereiche, die für das menschliche Ohr normalerweise verborgen bleiben und verweist auf die Multisensorik unseres Erlebens. Rund 25 internationalen Kunstschaffenden setzen sich mit akustischen Phänomenen und auch deren Visualisierung auseinander. Nach Il reno wird ein Saal dem Klassiker der Geräuschkunst Luigi Russolo gewidmet, der schon 1913 die Stadtgeräusche zum Gegenstand seiner künstlerischen Verarbeitung aufnahm. Auch menschliche und tierische Stimmen sind in Kunstwerke eingeformt.

Link: Ausstellung im Museum Tinguely: À bruit secret, bis 14. Mai 2023 

2. «Der Rhein und seine Weidlinge» in der Verkehrsdrehscheibe Schweiz – Hafenmuseum, bis 30. Juni 2023

Die Verkehrsdrehscheibe Schweiz zeigt in einer Sonderausstellung die Weidlinge als Sport- und Nutzschiff. Der Weidling ist ein sogenanntes Flachboot, das traditionellerweise aus Holz, heute vorwiegend aus Kunststoff gebaut wird. Ähnliche Boote wurden bereits von den Kelten vor über 2’000 Jahren gebaut. Im Mittelalter bis zur Industrialisierung waren Weidlingsfahrten durchaus lukrativ und ein wichtiger Berufszweig. 

Basel war zu dieser Zeit sehr bedeutungsvoll und dies insbesondere aufgrund seiner Lage am Rhein, dem wichtigsten Handelsweg zwischen Venedig und der Nordsee. Heute ist nur noch wenigen bewusst, wie wichtig Weidlinge für die Entwicklung von Basel waren. Im Mittelalter war der Weidling ein bedeutendes Transport- und Reisemittel für die Basler Wirtschaft. Es wurden Waren, Mensch und Vieh transportiert und Pilgerfahrten gemacht. Die bis ins 20. Jahrhundert ausschliesslich aus Holz gebauten Flachboote waren bestens geeignet, um sich im wilden Rhein mit teils seichten Gewässern fortzubewegen.

Ein Besuch des Basler Hafenmuseums lohnt sich!

Diese Sonderausstellung steht im Zusammenhang mit der trinationalen Museumsprojekt Der Rhein, le rhin, die vom Dreiländer Museum in Lörrach aus geht. Die topmoderne Präsentation orientiert die Besuchenden über die Geschichte der Schifffahrt, über die Bedeutung der Logistik in Basel und über den Betrieb des Basler Hafens. Sie finden in der im Jahr 2021 völlig neu konzipierten Ausstellung viele Modelle von Schiffen, vom ganzen Hafengebiet, diverse Filme, Schaukästen und Touch-Tables. Für Kinder wurden eigene Ausstellungs-Schubladen eingerichtet. Ebenso steht ein Schiffsimulator in der Ausstellung.

Link: Sonderaustellung Weidling

Link: Basler Hafenmuseums

Weidlingfahren ist im Rhein wie das Schwimmen ein alter Sport. Weidlingfahrer:innen sind als motorfreie Rheinbenützer nebst den Fischen unsere nächsten «Verwandten». Wie das Rheinschwimmen ist auch das Weidlingfahren auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufgeführt. Die Ausstellung zeigt einen echten Weidling, schildert in Bild, Ton und Texten seine Geschichte, lässt alte Erzählungen neu aufleben und zeigt den Bau eines Weidlings. Die Wasserfahrvereine beider Basel werden vorgestellt und leisten eigene Beiträge. Bild: V. Winkler

Bild: Hafenmuseum, Basel

3. Drei Länder Museum, Lörrach: «Der Rhein» bis 2. Juli 2023

Der Oberrhein und seine Ebene prägt die Landschaft zwischen Schwarzwald, Vogesen und Schweizer Jura. Seinen Charakter änderte der Fluss im Laufe der Jahrhunderte fundamental, wie beispielsweise am Vergleich der zwei Isteinerklotz-Bilder zu sehen ist. Aber immer blieb er eine wichtige Lebensader und Verkehrsachse. Grenzen und Kriege um den Fluss trennten Menschen, meist aber verband der Rhein die Bevölkerung auf beiden Seiten seines Ufers.

Die Ausstellung des Dreiländermuseums gibt einen Überblick zum Oberrhein, seiner Geschichte und seiner Bedeutung für das Leben und die Kultur der Menschen. Ein Schwerpunkt gilt dem national unterschiedlichen Blick: In Deutschland entwickelte sich „Vater Rhein“ zur Personifikation eines urdeutschen Flusses, die „Wacht am Rhein“ wurde als nationale Aufgabe stilisiert. Frankreich sah seit dem 17. Jahrhundert im Flusslauf eine Linie, die die natürliche Ostgrenze des Landes bilden müsse. 

Das schweizerische Basel mit seiner alten Rheinbrücke fand dabei seinen Platz als Verkehrsdrehscheibe und wichtiger Handelsplatz. Gemälde und Literatur erinnern an die Rheinromantik. Grafiken und Karten zeigen den Fluss, seine Nutzung und die gewaltigen Veränderungen durch Begradigung und Kanalisierung. Naturkundliche Exponate beleuchten Erdgeschichte und Ökologie. Dokumente erinnern an historische Krisensituationen.

Link: Dreiländermuseum  «Der Rhein»

Link: Drei Länder Museum

Der Isteinerklotz vor 1840 Maler: Eduard Tenner, Isteiner Klotz, Öl auf Leinwand, 1875. Bild: Drei Länder Museum

Der Isteinerklotz heute Bild: Wikipedia Urheber: MCMC